Eine kleine Regel mit großer Bedeutung: In Deutschland gehört es zum Alltag, an einer roten Ampel zu warten, selbst dann, wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist. Für viele Menschen, die neu ins Land kommen, ist das zunächst ungewohnt. Wer aus Ländern anreist, wo Verkehrsregeln oft flexibel gehandhabt werden, merkt schnell: Hier halten sich fast alle konsequent an diese Regel. Schon Kinder lernen in der Schule und zu Hause, dass man nur mit Grün über die Straße geht. Erwachsene leben ihnen das vor, aus Sicherheitsgründen, aber auch, um zu zeigen, dass Regeln für alle gelten. Verstöße werden nicht nur mit einem Bußgeld geahndet, sondern oft auch mit missbilligenden Blicken der Umstehenden.
Für viele Migrantinnen und Migranten ist das beeindruckend. Sie berichten, dass diese Disziplin Sicherheit schafft, den Verkehr berechenbar macht und das Vertrauen zwischen allen Verkehrs Teilnehmerinnen und -teilnehmern stärkt. Manche sagen sogar, dass sie dieses Verhalten aus Respekt vor den Gesetzen schnell übernommen haben.
Natürlich gibt es auch Nachteile: Manchmal müssen Fußgänger sogar lange warten, wenn die Straße leer ist. Wer es eilig hat, empfindet das als lästig. Dennoch überwiegen für die meisten Menschen die Vorteile, vor allem, weil dadurch weniger Unfälle passieren.
In Afghanistan ist die Lage ganz anders. Viele Ampeln wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch Krieg und Zerstörung beschädigt oder komplett vernichtet. In manchen Stadtteilen von Kabul - Balkh, Nangarhar, Kandahar oder Herat - gibt es noch funktionierende Anlagen, doch sie werden oft ignoriert. In vielen Straßen fehlen Bürgersteige, und Fußgängerinnen und Fußgänger bewegen sich mitten zwischen den Autos.
Zwar sieht man an einigen großen Kreuzungen Verkehrspolizisten, doch auch dort halten viele Fahrzeuge nicht an, wenn Menschen die Straße überqueren wollen. Die Situation ist chaotischer und für Passanten besteht eine deutlich höhere Gefahr, angefahren zu werden.
Diese Unterschiede machen deutlich, dass es in Deutschland nicht nur um strenge Gesetze geht, sondern auch um eine Kultur des Respekts vor Regeln, etwas, das viele Neuankömmlinge übernehmen und schätzen lernen.
Hedayatullah Zyarmal
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